Ein Stück deutsche Kultur

 

Hier gibt es nun auf dieser Seite

endlich endlich einen lichten Blick,

das diese Seite geistige Stärke bekomme

und etwas Sprachliches Geschick.

 

Und wer genau hinsieht der erröte,

den es ist ein Menschen wie Erhard und Goethe,

die aus dem Himmel und aus dem Grab,

dies nun zu Stande bringen mag

 

~Kh.

 

 

Berthold Brecht

Kinderhymne ('49)

Anmut sparet nicht noch Mühe

Leidenschaft nicht noch Verstand

Daß ein gutes Deutschland blühe

Wie ein andres gutes Land

 

Daß die Völker nicht erbleichen

Wie vor einer Räuberin

Sondern ihre Hände reichen

Uns wie andern Völkern hin.

 

Und nicht über und nicht unter

Andern Völkern wolln wir sein

Von der See bis zu den Alpen

Von der Oder bis zum Rhein.

 

Und weil wir dies Land verbessern

Lieben und beschirmen wir’s

Und das liebste mag’s uns scheinen

So wie andern Völkern ihrs.

Die Lösung

Nach dem Aufstand des 17. Juni 

Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbands 

In der Stalinallee Flugblätter verteilen 

Auf denen zu lesen war, daß das Volk 

Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe 

Und es nur durch verdoppelte Arbeit 

zurückerobern könne. Wäre es da 

Nicht doch einfacher, die Regierung 

Löste das Volk auf und 

Wählte ein anderes?

~   ~   ~   ~   ~ 

Friedrich von Schiller

Deutsche Größe

Das ist nicht des Deutschen Größe

Obzusiegen mit dem Schwert,

In das Geisterreich zu dringen

Männlich mit dem Wahn zu ringen

Das ist seines Eifers wert.

 

Schwere Ketten drückten alle

Völker auf dem Erdenballe

Als der Deutsche sie zerbrach,

Fehde bot dem Vatikane,

Krieg ankündigte dem Wahne,

Der die ganze Welt bestach.

 

Höhern Sieg hat der errungen,

Der der Wahrheit Blitz geschwungen,

Der die Geister selbst befreit.

Freiheit der Vernunft erfechten

Heißt für alle Völker rechten,

Gilt für alle ewge Zeit.

 

Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel

Von bessern künftigen Tagen,

Nach einem glücklichen goldenen Ziel

Sieht man sie rennen und jagen.

Die Welt wird alt und wird wieder jung,

Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

 

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,

Sie umflattert den fröhlichen Knaben,

Den Jüngling locket ihr Zauberschein,

Sie wird mit dem Greis nicht begraben,

Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,

Noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.

 

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,

Erzeugt im Gehirne des Toren,

Im Herzen kündet es laut sich an:

Zu was Besserm sind wir geboren!

Und was die innere Stimme spricht,

Das täuscht die hoffende Seele nicht.

~   ~   ~   ~   ~ 

Heinz Erhard

An die Bienen

Bienen! Immen! Sumseriche!

Wer sich je mit euch vergliche,

der verdient, daß man ihn töte!

Daß zumindest er erröte!

 

Denn, wie ihr in Tal und Berg schafft

ohne Zutun der Gewerkschaft,

ohne daß man euch bezahle,

ohne Streik und Lohnspirale,

täglich, stündlich drauf bedacht,

daß ihr für uns den Honig macht,

ihr seid's wert, daß man euch ehre!

 

Wobei vorzuschlagen wäre —

ob nun alt ihr, ob Novizen —

euch von heute ab zu siezen!

Unser Dank, unser Applaus

säh in etwa dann so aus:

»Sehr geehrte Honigbienen!

Wir Verbraucher danken Ihnen!«

 

~   ~   ~   ~   ~ 

Johann Wolfgang von Goethe

Wer die Augen offenhält, dem wird manches im Leben glücken.

Doch noch besser geht es dem, der versteht, eins zuzudrücken.
– Johann Wolfgang von Goethe

~

Das Schreien

Nach dem italienischen

von Johann Wolfgang von Goethe

Jüngst schlich ich meinem Mädchen nach,

Und ohne Hindernis

Umfaste ich sie im Hein; sie Sprach:

„Las mich, ich schrei‚ gewiß!“

Da droht‘ ich trotzig: „Ha, ich will

Den töten der uns stört!“

„Still!“, winkte sie lispelnd, „Liebster, still,

Damit dich niemand hört!“

Johann und Lotte aus dem Film "Goethe"

Johann und Lotte aus dem Film "Goethe"

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(KW01/18)